Camillo Schneider: Einige interessante Päonien-Arten

Gartenschönheit, 18.Jg. Berlin 1937 pp.264-265


Wenn wir die alphabetische Liste der bisher bekannten wilden Päonien-Arten durchgehen, so steht am Anfange Paeonia albiflora. Sie ist wohl die wichtigste Wildart, muß sie doch als die Stammart unserer Staudenpäonien angesprochen werden, die wir unter dem Namen P. chinensis kultivieren. Aus sehr interessanten Darlegungen von A. P. Saunders über Päonienzucht im „Manual of the American Peony Society“ von 1928 müssen wir entnehmen, daß es bisher noch nicht einwandfrei sichergestellt ist, ob in unseren Chinapäonien auch noch Blut anderer Wildarten, wie etwa unserer europäischen P. officinalis, fließt. Anscheinend stammen alle unsere Sorten ab von albiflora, die seit mehr als 400 Jahren in China kultiviert worden ist. Die wilde Art tritt in Ostsibirien und Nordchina auf. Schon 1817 wurden von George Andersen sechs einfachblühende Varietäten davon beschrieben. Jedenfalls ist sie schon im wilden Zustande ziemlich variabel und hat im Laufe der jahrhundertelangen Kultur uns Tausende von Gartenformen geschenkt. Wir zeigen eine einfache Form im Bilde und können heute auf die Gartenformen nicht eingehen, über die wiederholt an dieser Stelle gesprochen wurde.

In einer Besprechung der Päonien-Arten im Journal R. H. S. 1931, p. 74, sagt F. C. Stern von P. Cambessedesii, daß sie eine der allerschönsten Päonien-Arten sei. Sie kommt von den Balearen und von Korsika und wurde 1896 zuerst nach Irland eingeführt. Bei uns ist sie anscheinend noch nicht erprobt worden und wohl nur in den wärmsten Lagen an geschützten Orten anpflanzbar, da sie sehr früh im März austreibt und schon gegen Ende April blüht. Ihr Laubwerk ist dunkelgraugrün und unterseits sehr hübsch gerötet. Die Blüten sind tief rosafarben und auch die Früchte anziehend durch die außen rosa Kapseln mit rotvioletten Samen. Es wäre interessant, sie in geeigneten Lagen bei uns zu versuchen.

Eine sehr hübsche kaukasische Päonie, die bei uns noch kaum gewürdigt wird, trotzdem sie seit Ende vorigen Jahrhunderts bekannt ist, trägt den für uns etwas schwierigen Namen P. Mlokosewitschii, nach dem russischen Botaniker Mlokosewitsch, nach dessen Tochter Julia die bekannte Primula Juliae benannt wurde. Diese Art und die ihr verwandte, schon 1842 eingeführte P. Wittmanniana aus dem Kaukasus und Nordpersien waren bisher die einzigen gelben Staudenpäonien. Von der letzten gibt es bereits Hybriden mit anderen Arten. P. Mlokosewitschii hat rein hellgelbe Blüten, die etwas dunkler gelb als bei Wittmanniana sind. Ihr Laub ist kahl, dagegen sind die Karpelle stark behaart; bei Wittmanniana ist es umgekehrt, hier sind die Fruchtknoten kahl und

Jetzt, im Juni, ist Paconia albiflora bedeckt mit großen, weißen, einfachen Blüten, die auf festen Stielen getragen werden.

Schon Anfang Juni Öffnen sich bei Paeonia Woodwardii die bis 12 cm großen, rosafarbenen Blüten leicht über dem Laub.

Blätter unterseits behaart. Die Blüten der P. Mlokosewitschii stehen gut über dem schönen, leicht bläulich überlaufenen Laube. Die Pflanze wird 50 bis 70 cm hoch. Die blauschwarzen, reifen Samen sind gewöhnlich mit den roten, sterilen Ovulas gemischt. Die Art scheint mancherlei Vorzüge vor Wittmanniana zu haben, zumal auch die Blüten sich länger halten.

Eine sehr frühblühende Art, die seit etwa 1765 bei uns in Kultur ist, die man aber wohl meist nur in der schönen gefüllten Form findet, ist die Farnblattpäonie, P. tenuifolia, aus Siebenbürgen und der Krim. Ihre nicht allzu großen lebhaft karmesinroten Blumen glühen in einem sehr reinen Rot und sind ab Anfang Mai ein sehr hübscher Gartenschmuck. Sie wurde schon mit verschiedenen anderen Arten gekreuzt. Die var. rosea ist etwas heller, var. plena blüht sattkarmin. Die kahle Pflanze kriechenden Wurzelstock.

Eine schöne neuere Art, die 1915 in England zum ersten Male blühte, ist die nordwestchinestsche P. Woodwardii, die ich im Botanischen Garten zu Edinburgh aulnehmen konnte. Sie steht P. Veitchii nahe, doch die Blüten treten, wie das Bild zeigt, viel besser aus dem Laube heraus. Die Farbe ist viel mehr rosa als bei Veitchii, die Blüten sind fast doppelt so groß und erscheinen eine bis zwei Wochen früher, etwa Anfang Juni. Ob bei uns Erfahrungen damit vorliegen, ist mir unbekannt, hart ist die Art sicherlich, da sie aus Kansu in China und dem angrenzenden Tibet kommt.

Zum Schluß sei eine ganz neue, eigenartige Art erwähnt, die Trollblumen-Päonie, P. trollioides, eine gelbblühende Art aus Westchina, die der verstorbene George Forrest noch einführte. Ich sah sie bisher nur in holländischen Baumschulen. Sie gilt als eine sehr gute, leicht zu ziehende Gartenpflanze. Ihre schalenförmigen, gelben Blumen gemahnen etwas an einen Trollius, weshalb man ihr ihren Artnamen gegeben hat. Sie trägt ihr Laub sehr aufrecht, wird etwa 60 bis 70 cm hoch und macht Ausläufer. Sie dürfte auch für Zuchtzwecke wertvoll sein, bildet jedenfalls eine wichtige Ergänzung der bisher bekannten Wildarten der Gattung.