[Freude mit Pfingstrosen] (4) Wildarten und ihre Kulturformen

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Staudige Wildarten: Mit diesen Pflanzen fing die europäische Päonienkultur an. Seit Homers Zeiten als Heilpflanzen („officinell“) genutzt, gab es bis zum Siegeszug der Lactifloras vor 150 Jahren nur Formen heimischer Arten, wie die gefülltblühende Paeonia tenuifolia mit ihrem feingeschnittenen Laub, verschiedene Kulturformen von P. peregrina und P. officinalis, die heute als 'Rubra Plena', 'Alba Plena', 'Alba Mutabilis', etc. noch bekannt sind. Viele ältere Kultivare sind seit der Einführung der neuen Hybriden verschwunden, dafür haben allerdings züchterisch unbearbeitete Wildarten verstärkt Einzug in die Gärten gehalten, wie P. mlokosewitschii, die gelbe Päonie aus dem Kauskasus, P. cambessedesii von Mallorca und P. veitchii aus China.

Die Wildarten erweitern das Spektrum der Blattformen und Blütezeiten enorm. Bei Wahl der richtigen Arten kann man in Deutschland eine Blütezeit von 12 Wochen erreichen, angefangen bei P. russoi aus dem Mittelmeer Anfang April über die Kauskasier Mitte bis Ende April, die Officinalis-Gruppe und P. obovata Anfang Mai, zusammen mit den meisten Hybriden, P. anomala & veitchii Mitte Mai und P. peregrina und ihre vielen Auslesen ('Maria Antoinette', 'Fire King', 'Tony Verboom') etc. kurz vor den Lactifloras Ende Mai.

Wildarten besetzen auch Nischenplätze, wie das Alpinum, wo sich kleinwüchsige Arten eignen, oder Schattenplätze, an denen P. obovata und P. peregrina besser gedeihen.

Strauchige Wildarten: Besonders beliebt, weil leicht aus Samen zu ziehen - und die Mühe lohnt sich. Verglichen mit den oft recht teuren Veredelungen, die auch noch ein paar Jahre brauchen, bis sie sich von der Ammenwurzel freigemacht haben, sind Absaaten von P. rockii-Hybriden und allen Arten der Sektion Delavayanae einfach und führen schnell zu gesunden und wüchsigen Pflanzen. Bei Rockii-Hybriden entsteht ein Farbspektrum von Weiß über Rosa bis Dunkelrot mit meist sehr großen Blüten, bei P. delavayi von gelb über orange bis schwarzrot mit kleinen Blüten, die den Charme von Wildpflanzen behalten haben (im Gegensatz zu vielen sehr wuchtigen Sorten). Sehr empfehlenswert auch P. ludlowii, der Riese unter den Pfingstrosen mit tropisch ungestümem Wuchs und duftend gelben edlen Blüten.